Hasenherzen

Hasenherzen

Ich sei konfrontativ, sagen sie. Mutig sogar.
Sie würden sich das wohl nicht zutrauen, sagen sie. Sicher sogar.
Das ist doch Leichtsinn, sagen sie. Wahnsinn sogar.

Und ich wundere mich. Sehr sogar.
Denn das, was sie meinen, meint nicht mich und nicht meine Angst. Den allgegenwärtigen Schatten, das Säuseln im Kopf und das Flattern im Magen.

Das, was sie meinen, fürchte ich nicht. Weil ich es greifen und mich ihm stellen kann. Es zeigt sich und trommelt und droht. Es lässt sich bezwingen. Oder löst sich – bei Licht betrachtet – in Wohlgefallen auf.

Meine Angst meint das unverdiente Glück, das ich habe. Meinen Wohlstand, meine Gesundheit und Kraft.
Meine Angst meint die Zerbrechlichkeit meiner schönen kleinen Welt und der allzu guten Zeiten.
Meine Angst meint die Fallhöhe. Sie ist der schwindelnde Blick in den Abgrund.

Und sie wundern sich. Sehr sogar.
Sie schütteln den Kopf. Belächeln mich sogar.
Du machst es Dir zu schwer, sagen sie. Ohne Not sogar.

Das, was ich fürchte, sieht nicht von oben herab sondern von unten hinauf.
Dorthin sehen sie nicht. Warum auch?

Die Wirklichkeit der Herzhasen steht eben Kopf.
Das ist vielleicht nicht normal, aber so’rum bin ich richtig .

Foto: dielinkebw