Freigang durch halten
Tag und Nacht sind aus ihren Rahmen gefallen. In Schnipseln, Knäulen und Scherben liegen sie unsortiert um mich herum. Am besten schlafe ich morgens. Wenn das Telefon beginnt zu klingeln, trolle ich mich gedankenlos und ohne Anlauf in die Suppe vom Vortag. Nachschläge wollen ausgelöffelt, Vorschläge umgesetzt und Fehlschläge weggesteckt werden.
Zwischen den Stühlen sitzt, balanciert, strauchelt es mich. Laub und Leben sind rutschig. Manchmal – nur ganz kurz – möchte ich meinen, dass ein Tanz daraus werden könnte, irgendwann. Mit Fenstern, Frühling und Tageslichtbad …
Bis dahin: Kurzsichtiges Bewältigen, langweiliges Vergeuden, blindes Wollen, stummes Bauchgefühl. Die besinnungslose Völlerei der Nützlichkeit auskosten. Einfach funktionieren – wenn schon nicht einwandfrei, so doch wenigstens befreit von Einwänden. Bis auf Weiteres vom Eigenleben – von mir selbst – befreit.
Die Sonne steht tief im Januar. Wenn sie sich blicken lässt, schleudert sie ihr Licht ohne Vorwarnung in mein Gehirn. Das Blinzeln kommt zu spät. Schön ist es trotzdem. Ein Atemzug und noch einer. Irgendwo trällert ein falscher Frühling. Selbst die Tulpen wissen nicht, wohin mit sich und machen durch. Gemeinsam machen wir Urlaub im Vollzug, das Essen ist auf der Hand und wir erholen uns prächtig.
Süßes Gift.
„wenn schon nicht einwandfrei, wenigstens befreit von einwänden“ finde ich gut“