Uns geht es nicht gut
Uns geht es nicht gut. Wir haben zwar alles und noch viel mehr. Doch nie ist es genug. Irgendwas fehlt immer. Irgendwer hat immer mehr.
Uns geht es nicht gut. Wir könnten zwar alles und noch viel mehr. Doch tun wir nichts. Irgendwas ist immer. Irgendwer kann’s sowieso immer besser.
Uns geht es nicht gut. Wir wissen alles und noch viel mehr. Doch ziehen wir keine Konsequenzen daraus. Irgendwer anders kann das ja machen.
Aufwachen 2015
Plötzlich kommen da diese Menschen mit Leid, Entbehrung und Todesangst im Gepäck.
Plötzlich – huch! – wird es ernst und irgendwie unangenehm.
Plötzlich wird unser dekadentes Gejammer mit der Realität konfrontiert und wir in Relation gesetzt.
Plötzlich sieht es tatsächlich so aus, als seien WIR die Feudalherren, die Fettaugen der Suppe.
Dabei hatten wir uns so hübsch eingerichtet in dieser Pose der aufrecht für Gerechtigkeit eintretenden Demokraten.
Plötzlich bedeutet Gerechtigkeit nicht mehr eloquent klagen und fordern sondern den Arsch hoch kriegen und abgeben.
Das können wir nicht so gut.
Und überhaupt: Uns geht es grad selbst nicht so gut!
Flüchtlinge: Europas neue Sklaven (Die Zeit, 26.1.2016)
Foto: Ignorance by zs @ flickr (CC BY 2.0)